Palm Treo 500v

(02.11.2007 00:00 CET)

Es mag an der Historie liegen, dass meine Begeisterung für Palm-Geräte so gross ist. Früher kombinierten sie eine überragende Hardware mit einem (aus meiner Sicht) nur bedingt tauglichen Betriebssystem. Nach der Trennung der Hard- und Software-Division von Palm schien plötzlich alles möglich: Mit dem Treo 750(v) erblickte nach langen Vorankündigungen und Zweifeln an der Echtheit dieser Meldung das erste Windows Mobile-Gerät in Palm-Gewand das Licht der Welt... und die Kritiken waren überbordend positiv.

Knapp ein Jahr später versucht vodafone, den damals mit dem exklusiv vermarkteten Treo 750v (der "allgemeine" Treo 750 kam einige Zeit später auf den Markt) gelandeten Coup zu wiederholen und bringt im Spätherbst 2007 mit dem Treo 500v das erste Windows Smartphone (Windows Mobile 6 Standard) auf den Markt.
Der erste Eindruck verwirrt: Bisher hatten alle Palm-Geräte eine gewisse Eigenidentität, waren auf den ersten Blick als Palms erkennbar. Anders beim Treo 500v: Man muss schon zweimal hinschauen, um ihn nicht für ein HTC S620 (XDA Cosmo, MDA Mail) zu halten, so ähnlich ist die Frontseite den HTC-Geräten. Ändert man aber ein wenig den Blickwinkel, dann stellt man mit Erschrecken fest, dass der 500v pummelig ist und deutlich dicker als obige HTC-Geräte oder ein Motorola Q9h... und das ohne erkennbaren Grund.

Vom Design her kann man (zumindest ausgehend von den Produktabbildungen) durchaus angetan sein, in edlem Weiß/Perlmutt schimmert das Gehäuse und weckt so ein wenig Gedanken an die ersten iPODs. In Natura allerdings kann der Treo 500v nicht wirklich mithalten: so stabil er auch verarbeitet ist und so "nett" das Gehäuse wirkt, spätestens, wenn die grell weiße Tastaturbeleuchtung angeht, schleicht sich der Gedanke "billig" auch ins Hirn des wohlmeinenden Rezensenten.
Zugegeben: Die Verpackung, die vodafone für das Gerät gewählt hat, kann liebloser nicht sein, ein neutraler Karton, in den alles Zubehör einfach hineingeworfen wurde, lässt schon von Anfang an ein wenig Frust zu, kein Vergleich zur von Palm selbst abgebildeten schicken Verpackung... aber da kann nun der Treo an sich nichts für.

Schaut man ihm dann "unter die Haube", dann setzt sich allerdings der ein wenig fade Beigeschmack fort. Mittlerweile ist HSDPA als "UMTS-Turbo" fast schon Standard geworden, vor allem bei neuen Geräten... und hier schwächelt der 500v und bietet "nur" UMTS-Geschwindigkeit. Sehen wir es realistisch: Für das Surfen am Gerät ist das vollkommen nebensächlich und reicht aus, um einen gewissen Komfort zu bieten. für all diejenigen aber, die ihren PDA/ihr Smartphone parallel als "Modem" für ein Notebook einsetzen wollen, ist dies eine herbe Enttäuschung, den in der Praxis sind die Unterschiede in den Datenübertragungsgeschwindigkeiten durchaus spürbar. Ebenso funkt er nur Triband, was dem Europäischen Anwender reicht, dem Interkontinental-Reisenden beispielsweise in den USA aber Probleme bereiten kann.

Mit 150 MB freiem Benutzerspeicher kann der 500v aber zumindest im Hinblick auf Erweiterbarkeit punkten: Massig Platz für Zusatzprogramme, und das spürt man auch in der Bedienung: Menüs öffnen sich flüssig, ohne Zeitverzögerung und so wird ein Nimbus, der den WM-Smartphones immer noch nachhängt, endlich relativiert.

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Das Fehlen eines WLAN-Moduls führt immer wieder zu Diskussionen, wobei ich selbst immer unentschlossen bin: Wenn ich UMTS nutze, dann habe ich sinnvoller weise einen Datenvertrag mit einem ausreichenden Inklusivvolumen oder gar eine Flatrate. Und damit erschließt sich mir, wenn ich ehrlich bin, der Sinn eines WLAN-Moduls in einem Smartphone nicht wirklich, es sei denn, man bewegt sich in einer Infrastruktur, in der kein 3G-Netz empfangbar ist, die aber per WLAN ausgerüstet ist. In der Summe dürfte das recht wenige Anwender treffen....
Löblich: Palm hat den Weg weg vom proprietären Stecker zu miniUSB gewählt, sodass man "normales" Zubehör wie Netzteile, Sync-Kabel etc. nutzen kann.

Kommen wir zum Branding, einem Ärgernis, das bei allen von Netzanbietern vertriebenen Smartphones stören kann. vodafone ist normalerweise eher zurückhalten damit, einem Gerät den eigenen Stempel aufzudrücken, und zumindest bei der Hardware hat dies auch Bestand: Das silberne vodafone vorne (was zum "palm" passt) und die geprägte Träne plus Schriftzug auf dem Deckel stören nicht wirklich.
Allerdings ist das Branding der Betriebssoftware eine andere Sache:
Vergisst man jetzt einmal, dass der rechte Softkey, der normalerweise Richtung Kontakte weist, mit dem vodafone-eigenen Portal vodafone live! belegt ist, dann gibt es durchaus positives zu berichten: Der Treo verwendet ein komplett eigenes Menü, und das ist in diesem Fall tatsächlich vodafone (und nicht Palm) zu verdanken. Im Gegensatz zu den normalen Windows Mobile-Menüs ordnet es die einzelnen Funktionen Kategorien zu. Als erstes werden die zuletzt aufgerufenen Programme in einer Liste dargestellt, durch Drücken des Steuerkreuzes nach rechts oder links wandert der Benutzer dann durch die einzelnen Einträge. So finden sich alle Mail-Konten in einem, eine konfigurierbare Liste von Kontakten (mit Fotos!), dann die Termine chronologisch geordnet, etc. Der rechte Softkey führt wiederum in die Windows Mobile-internen Funktionen (beispielsweise aus der Terminübersicht in die Termin-Verwaltung etc.).
Alle zusätzlich installierten Programme befinden sich nach Drücken der Starttaste unter dem Link "Hauptmenü", dann unter Anwendungen.



Der Windows Mobile-Smartphone-Erfahrene wird hier wohl erst einmal einen Moment schlucken, zu sehr hat man sich an die normale Oberfläche gewöhnt. Der "Neuling", der die Menüs von Nokia, SonyEricsson und anderen gewöhnt ist wird allerdings dankbar sein, denn ganz neutral betrachtet ist diese Bedienung für ein Telefon deutlich intuitiver als die von Windows gewohnte Bedienung.

Zuggegeben nervig: Die Eigenart von Carriern, ihre Telefone gegen "fremde" Programme zu schützen. Auch beim Treo 500v ist mal wieder der entsprechende Registry-Key verbogen und das Gerät verweigert die Installation von Zusatzprogrammen. Kein Problem!

Hier findet sich die regeditSTG.exe, ein zertifizierter Registry Editor für Smartphones, der auch auf dem Treo läuft. Herunterladen, in \Windows\Start Menu\

Dann den Key HKLM\Security\Policies\Policies\00001005 auf 40 (statt 16) setzen und schon ist der Application Lock entfernt. Bei Fragen: Fragen.... :-D

Preis:

ab EUR 49,50 hier

Fazit:

Was bleibt also übrig? Nochmal gegengelesen klingt dieses Review reichlich negativ... und das ist fast ein wenig ungerecht. Der Palm Treo 500v ist ein durchdachtes, stabiles Mobiltelefon mit allen Vorteilen von Windows Mobile. Windows Live, Office Mobile, die Pocket Outlook-Anwendungen, alles ist drin, um unterwegs produktiv sein zu können, und so kann man weder Palm noch vodafone einen echten Vorwurf machen. Was ein wenig enttäuscht, ist einfach das Bewusstsein, dass der 500v sich weit weniger als erwartet von anderen Geräten abhebt. Was der 750v damals mit sich brachte, all die kleinen Tweaks und Verbesserungen, die Palm in Windows Mobile eingebettet hatte, fehlt beim 500v vollends. Rechnet man diese Enttäuschung heraus, dann ist der Palm Treo 500v ein leistungsfähiges und gefälliges Gerät für unterwegs.

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